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Vernetztes Denken statt starrer Formblätter – so geht moderne FMEA

Frau sitzt vor einem Bildschirm und bearbeitet eine FMEA

Die Fehlermöglichkeits- und Einflussanalyse (FMEA) gehört zu den wichtigsten Tools für ein erfolgreiches Qualitätsmanagement von Unternehmen. Während traditionelle Methoden oft auf starre Formblätter setzen, hat sich mit dem AIAG&VDA-Standard ein umfassenderer Ansatz durchgesetzt: Statt Fehler nur zu dokumentieren, setzt diese Methode auf vernetztes Denken und Arbeiten sowie proaktive Fehlervermeidung.

Mit seinem siebenstufigen Vorgehensmodell hat sich der AIAG&VDA-Standard branchenübergreifend als Best Practice etabliert. Eine moderne FMEA-Software spielt dabei eine Schlüsselrolle, mit der Unternehmen die Methode einfach und effizient umsetzen können.

Welche Kernschritte der AIAG- & VDA-Standard umfasst, warum Strukturnetze für Unternehmen ein echter Gamechanger sind und wie eine FMEA-Software den gesamten Prozess erleichtert – all das erfahren Sie in diesem Blogartikel.

FMEA nach AIAG & VDA – DER Standard für Qualitätssicherung

Das FMEA-Handbuch wurde 2019 von der Automotive Industry Action Group (AIAG) und dem Verband der deutschen Automobilindustrie (VDA) veröffentlicht – ein Meilenstein für Qualitätsstandards in der Automobilbranche. Es legt Richtlinien und Standards fest, an die sich Automobilhersteller und auch ihre Zulieferer halten müssen. Wer also Bauteile an europäische oder nordamerikanische Autohersteller bzw. OEMs (Original Equipment Manufacturer) liefert, kommt um die AIAG&VDA-FMEA nicht herum. Ziel dieses Standards ist, die Qualität in der Automobilbranche kontinuierlich zu verbessern, aus Fehlern zu lernen und sie nachhaltig zu vermeiden.

Die AIAG&VDA-FMEA basiert auf einem klar strukturierten, siebenstufigen Vorgehensmodell, das sich mittlerweile sogar branchenübergreifend etabliert hat:

Abbildung 1: Die 7 Schritte der FMEA-Erstellung nach AIAG&VDA

Im Gegensatz zur klassischen FMEA, bei der Fehler oft einfach nur in einem Formblatt aufgelistet werden, setzt die AIAG&VDA-Methode auf eine tiefere, vernetzte Analyse von Risiken und Abhängigkeiten. Besonders wichtig sind dabei die Schritte 2, 3 und 4, welche die jeweilige Struktur systematisch vom Groben ins Feine zerlegen:

  • Schritt 2: Systemstruktur analysieren
    Dieser Schritt besteht darin, die Systemstruktur detailliert zu analysieren und ein Strukturnetz zu erstellen. Welche Komponenten gibt es? Wie hängen sie zusammen? Das Strukturnetz liefert einen klaren Überblick und bildet die Grundlage für die weiteren Schritte.
  • Schritt 3: Funktionen vernetzen
    Anschließend werden die Funktionen der einzelnen Elemente identifiziert und in einem Funktionsnetz abgebildet. So wird sichtbar, welche Abhängigkeiten bestehen und wie sich einzelne Funktionen gegenseitig beeinflussen – die Grundlage für die spätere Fehleranalyse.
  • Schritt 4: Fehlerketten aufdecken
    In diesem Schritt geht es darum, mögliche Fehler abzuleiten, ihre Zusammenhänge zu verstehen und in einem Fehlernetz zu verknüpfen. Diese systematische Vorgehensweise sorgt für eine detaillierte und vernetzte Betrachtung des gesamten Analyseobjekts und stellt sicher, dass keine wichtigen Zusammenhänge übersehen werden.

Aus diesen Schritten ergeben sich die drei zentralen Netzwerke der AIAG&VDA-FMEA:

  • Strukturnetz (gelb): Zeigt die Struktur des Systems und wie die Komponenten miteinander verbunden sind.
  • Funktionsnetz (grün): Verknüpft die Funktionen der einzelnen Systemelemente und zeigt, welche Funktionen sie ausführen.
  • Fehlernetz (rot): Leitet Fehler aus den Funktionen ab, verdeutlicht Abhängigkeiten und zeigt, welche Auswirkungen sie auf das gesamte System haben.
Abbildung 2: Drei Netzebenen in der FMEA: Struktur- (gelb), Funktions- (grün) und Fehlernetz (rot).

Durch diesen vernetzten Ansatz werden Fehler nicht nur dokumentiert, sondern ganzheitlich in ihrem Kontext verstanden – eine entscheidende Voraussetzung für nachhaltige Qualitätsverbesserungen im gesamten Herstellungsprozess.

Warum Netzdenken überlegen ist

Im Gegensatz zu klassischen Formblättern sind durch die Netzstruktur Abhängigkeiten und Zusammenhänge auf einen Blick erkennbar. Es entsteht ein vollständiges Bild aller Systeme und Prozesse. Unternehmen profitieren von dieser dreistufigen Analyse gleich mehrfach:

  • Mehr Durchblick bei komplexen Systemen – Strukturen werden klarer und verständlicher.
  • Weniger blinde Flecken – Kritische Zusammenhänge geraten nicht aus dem Blick.
  • Bessere Fehlerprävention – Probleme werden frühzeitig erkannt, dokumentiert und systematisch vermieden.

Die Umstellung auf Netzstrukturen sorgt also nicht nur für eine tiefere Analyse, sondern auch für mehr Sicherheit und Effizienz im Qualitätsmanagement.

Die Rolle moderner FMEA-Software

Herkömmliche FMEA in Tabellenform stößt schnell an ihre Grenzen und wird den hohen Anforderungen moderner Qualitätsmanagementprozesse nicht gerecht. Wer Netzstrukturen sauber analysieren und wirklich durchdringen will, braucht eine spezialisierte FMEA-Software. Das haben auch Autohersteller (OEMs) sowie Modul- und System-Zulieferer (Tier 1) längst erkannt. Deshalb fordern sie von ihren Zulieferern gezielt den Einsatz entsprechender Softwarelösungen.

Diese Vorteile bietet eine geeignete FMEA-Software konkret:

  • Automatische Erstellung von Struktur-/Funktions- und Fehlernetzen: kein mühsames manuelles Sortieren von Fehlerlisten
  • Nahtlose Integration ins FMEA-Formblatt: einfache Verknüpfung von Netzstrukturen mit der Risikoanalyse
  • Mehr Effizienz und Präzision: Vermeidung doppelter Arbeitsschritte plus eine bessere Übersicht – mit der richtigen Software ist die FMEA nicht nur genauer, sondern auch deutlich zeitsparender
  • Flexibilität für individuelle Anforderungen: mit der passenden Software kann die FMEA deutlich effizienter und strategischer umgesetzt werden – ein echter Gamechanger für Unternehmen

Fazit

Die klassische Formblatt-FMEA gehört mehr und mehr der Vergangenheit an. Unternehmen, die den AIAG&VDA-Standard konsequent anwenden und auf moderne FMEA-Software setzen, sichern sich klare Vorteile: Sie profitieren von einer verbesserten Fehlerprävention durch systematische Netzwerke, effizienteren Prozessen durch Automatisierung und erfüllen wichtige OEM-Anforderungen. Die Zukunft des Qualitätsmanagements liegt im vernetzten Denken, Arbeiten und Handeln. Dabei ist FMEA-Software das entscheidende Werkzeug, um diesen Wandel erfolgreich zu gestalten und langfristig höchste Qualität sicherzustellen.

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